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Montag, 21. April 2014, 23:20

Nachtdienste...mein Leben in der Psychiatrie... ;)

Nächte auf Station sind eine ziemlich öde Sache, wenn nicht grade jemand am Durchdrehen ist hier.

Ich sitze also in meinem Büro, mir gegenüber grade eine nette Kollegin. Während ich hier im Forum stöbere und nebenbei auf meinem Notebook Musik mache, erledigt sie die "administrativen" Arbeiten, welche mir einfach zuwider sind.

Nun ist mir relativ öde...und ich habe nichts zu tun, außer hier rumzutippen...naja...vielleicht widme ich mich einem Spiel auf dem Computer ;)
Wer Angst zeigt hat keinen Glauben...

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Roadwarrior« (22. April 2014, 00:02)


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Dienstag, 22. April 2014, 07:23

Huch,

jetzt habe ich eigentlich erwartet, etwas über Deine Arbeit zu erfahren. 8|
Liebe Grüße Chrissi

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:thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:

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Dienstag, 22. April 2014, 07:48

Da stand auch wesentlich mehr als jetzt...ich habe mich nur entschieden, es zu bearbeiten - ich glaube nicht, dass wirklich jemand wissen will, was ich da so mache. Aber kein Ding, ich kann Dir gern heute Nacht nochmal den Text runtertippen, ich hab noch 3 mal Nachtdienst vor mir.
Wer Angst zeigt hat keinen Glauben...

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Dienstag, 22. April 2014, 15:04

Jaaaa, bitte mach das.

Und : ich kann mir gut vorstellen, dass sich da noch mehr Leute für interessieren... :D
Liebe Grüße Chrissi

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:thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:

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Dienstag, 22. April 2014, 17:03

Nun, meine Arbeit ist relativ umfangreich. Tagsüber helfe ich den Mädels zurück ins Leben und unterstütze sie bei den Therapien. Die meisten meiner Damen sind neben ihrer Borderline-Erkrankung auch noch mit einer Suchtproblematik behaftet. Die müssen quasi 2 Therapien nebeneinander machen. Aber ich hab auch ein paar "Andere" am Start. Die haben dafür massivste Persönlichkeitsstörungen. Das äußert sich zum Beispiel so, dass eine davon ständig ihren Kopf an der Wand blutig schlägt oder aber sich selbst "auffrisst", indem sie sich Fleisch aus dem Körper beißt und dann verschluckt. Eine andere Patientin hat sich selbst bis auf zwei Stummel an der rechten Hand alle Finger "abmontiert" und sich auch eins ihrer Augen rausgestochen. Auf dem zweiten Auge hat sie faktisch auch keine Sehkraft mehr und ist mehr oder weniger blind.

All diesen Damen versuche ich im Tagesablauf zu helfen, Struktur zu vermitteln und natürlich hindere ich sie auch dran, sich selbst zu verletzen oder aber andere Patienten oder Personal anzugreifen. Nebenbei leite ich selbst noch Therapiegruppen, mache bei bestimmten Patienten Bezugsarbeit (das bedeutet ich geh tiefer in die Themen rein bei diesen Frauen) und habe natürlich auch Ausgänge und Ausflüge zu veranstalten. Ein gutes Stück meiner Zeit geht auch für Fort- und Weiterbildungen drauf, zum Beispiel was Gesprächsführung oder Krankheitsbilder angeht. Als Nächstes bewerbe ich mich um eine Fachweiterbildung, um mich mit 2 Jahren Schule zum Fachkrankenpfleger für Psychiatrie ausbilden zu lassen. Dann kann ich noch professioneller und effektiver helfen.

So...das ist mal ein Anfang, was meine Arbeit angeht.

:D
Wer Angst zeigt hat keinen Glauben...

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Roadwarrior« (22. April 2014, 18:59)


6

Dienstag, 22. April 2014, 20:56

wow... vielen Dank!

Da hast Du eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Alle Achtung! Sowas kann auch nicht jeder.
Irgendwie trifft sich ja auch an der Grenze, die Du da täglich erlebst, auch das Unbegreifliche, worüber Du hier mit uns sprechen möchtest, oder?
Liebe Grüße Chrissi

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:thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:

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Dienstag, 22. April 2014, 21:51

Ich finde, dass von all den Jobs die ich bisher gemacht habe der Jetzige der "Normalste" ist. Grad als Soldat habe ich die Grenzen der Menschlichkeit erfahren, sowohl bei den Dingen die Andere getan haben und deren Ergebnisse ich dann sehen "durfte" als auch bei mir selbst.

Meine jetzige Arbeit ist sicher auch in einem Grenzbereich angesiedelt, und wenn man nicht "open minded" ist, kann man diese Tätigkeit auch nicht gut ausfüllen. Wer kann schon sagen, ob die Dinge, die manche Patienten sehen wirklich nicht da sind...oder ob wir sie nur einfach nicht sehen können...
Wer Angst zeigt hat keinen Glauben...

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Mittwoch, 23. April 2014, 09:27

... oder ob deine Patienten gerade deswegen 'Patienten' geworden sind, weil sie bestimmte Dinge sehen können?!

Hoffentlich kannst du in deiner Freizeit etwas Abstand gewinnen von deiner Arbeit, sonst scheint mir das doch sehr belastend für die Psyche. Aber wie du schon schreibst, Krieg ist zweifellos noch viel 'wahnsinniger' als deine derzeitige Tätigkeit. Alles Gute weiterhin mit deiner Arbeit!

LG Medusa

9

Mittwoch, 23. April 2014, 22:19

Ich besitze die Fähigkeit, meine Arbeit wirklich "auf Arbeit" zu lassen. Nur selten nehme ich mal was mit nach Hause mental, und auch nur dann, wenn ich das will, etwa um eine bestimmte Gruppe vorzubereiten oder um mir Hausaufgaben für meine Bezugspatientinnen zu überlegen.

Die Patientinnen meiner Station sind in der Regel nicht "psychotisch", das heisst, dass sie auch nicht irgendwas sehen, was nicht da ist. Die Kollegen nebenan haben schon eher mit diesem Krankheitsbild zu tun. Allerdings sind deren Patienten für gewöhnlich deutlich als psychotisch zu erkennen und gehen kaum als "normal" durch, selbst auf den Blick eines Laien hin.

Meine Patientinnen sind eher mit einer Drogensucht konfrontiert, in die sie durch die Auswüchse ihrer Borderlineerkrankungen geraten sind oder aber durch Traumatas geraten sind. Mißbrauch bzw. Mißhandlung sind leider ein gar nicht so seltenes Problem in unserer Gesellschaft.
Wer Angst zeigt hat keinen Glauben...

10

Sonntag, 8. Juni 2014, 14:18

Interessanter Thread und Respekt für diesen Job. Ich glaube, das können nur sehr wenige. :)

11

Sonntag, 8. Juni 2014, 14:46

Ich mag meine Arbeit. Ich geh' nach dem Dienst nach Hause und kann wirklich nachvollziehen, was ich den ganzen Tag getan habe. Sei es nun eine Kochgruppe, Achtsamkeitsübungen, Bezugsgespräche oder Ausgänge. Und wenn am Ende die Eine oder Andere von den Ladies den Weg ins Leben zurückfinden, um dort straf- und suchtfrei zu leben, dann ist das eine sehr befriedigende Bestätigung meines Schaffens.

Aber in der Tat, es ist belastend, und ohne ein starkes Team und vor allem kontinuierliches Weiterbilden käme da niemand klar.
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